Dieser Atlantik – von Madeira nach Südspanien

Es ist der 17. Juni 2021, gemeinsam mit Sebastian reise ich nach Madeira. Am Vortag war unser Schiff noch an Land unter der Flughafenbrücke von Madeira und es ist unklar, ob alle beauftragen Arbeiten noch rechtzeitig bis zur Ankunft erledigt werden konnten.

Wie so oft im Leben, mit einem positiven Glauben an eine Sache, werden wir von unserer Dancing Pearl um 2:30 Uhr empfangen. Und der erste Eindruck ist sehr positiv.

Am nächsten Morgen führen wir den ersten Check durch. Nach 15 Monaten Abstinenz ist es so als wäre man nie weg gewesen. Unser Unterstützer Thomas hat sich für Sonntag in der Früh angekündigt und somit starten wir mit dem ersten großen Check.

Joana von der Marina, hat uns ein Fahrzeug für die nächsten drei Tage organisiert, um die notwendigen Lebensmittel zu organisieren. Somit kann ich mit meinem Sohn Sebastian die Schönheit der Insel auch nochmals erkunden.  
Neben den Schiffserledigungen bewandern wir die Insel und genießen die Zeit.
Viele Fragen gehen uns durch den Kopf, denn die Überfahrt von Madeira ins Mittelmeer ist eine große Herausforderung. Der Wind um diese Jahreszeit ist nicht immer ideal und die Zeit, welche wir zur Verfügung haben ist begrenzt.

Viele schöne Wege mit wenigen Touristen (im Vergleich zu März 2020) genießen wir. Ein besonders herzberührender Moment für mich als Vater ist es, als Sebastian mir erzählt, dass er eigentlich jetzt mit seinen Freunden den Maturaabschluss in Kroatien feiern könnte; mit folgenden Worten:  „Obwohl es schade ist, wollte ich immer einen Teil der Reise mitmachen und deshalb bin ich hier und unterstütze dich“. Was soll man als Vater, darauf sagen? Ich bin unglaublich stolz auf meinen Sohn und diese Worte werde ich nie vergessen.

Vom Wetterexperten, Sebastian Wache, bekommen wir schließlich grünes Licht mit Abfahrt Donnerstag zu Mittag und somit werden wir leicht nervös, es geht los, kein Ersatzfilter, und viele Fragen im Kopf….

Doch wie eingangs schon beschrieben, der positive Gedanke hat uns unterstützt und rechtzeitig zur Abfahrt ist alles erledigt und alle Ersatzteile angekommen. Wir können uns somit beruhigt auf das Abenteuer Atlantik einlassen.

Besonderen Dank an die Mitarbeiter in der Marina quinta do lorde, joana, Carlos und Orlando, perfektes Service, sehr hilfsbereit und lösungsorientiert und immer sehr gut aufgelegt.

Der Atlantik hatte uns im Griff

Viele träumen davon, den Atlantik zu überqueren bzw. das Abenteuer Atlantik zu spüren. Ich habe jetzt zwei Seiten kennen gelernt. Die gemütliche Seite, mit dem Wind von hinten, warmes Wetter durch die Wellen gleitend. Doch diesmal kommt es anders. 2 bis 3 m hohe Wellen von allen Richtungen und 30 – 35 Knoten Wind von vorne.

Insgesamt 6 Tage hat unsere Überfahrt von Madeira nach Spanien gedauert, 600 Seemeilen oder 1.050 Kilometer. Jeden Tag gab es das sogenannte 1er Menü mit Brot, Käse und Gemüse. Kochen lt. Proviantliste mit Nudeln und Pesto usw. war uns aufgrund der Schaukele kein Bedürfnis.

Bei den Nachtwachen stellt man sich so manche Fragen wie: Weit und breit keine anderen Schiffe, sind wir am richtigen Kurs? Was ist zu tun bei einer Kollision? Sämtliche Eventualitäten gehe ich durch, Stunde um Stunde, Nacht für Nacht…

Aber auch hier gilt, positiv Denken und motiviert bleiben 😊.

Die große Frage vor Gibraltar ist, wie kommen wir unproblematisch durch die Straße, da für die Einfahrt nur ein bestimmtes Zeitfenster offen ist und wir uns hier auf den Richtigen Strom setzen müssen. Rechtzeitig in der Früh bevor die Strömung von West nach Ost einsetzt, positionieren wir uns, was ja nicht so einfach ist, denn plötzlich hat der Schiffsverkehr der Großschifffahrt stark zugenommen. Wir fahren mit Motor, da der Wind doch sehr nachgelassen hat. Auf der Anzeige steht 6 bis 7 Knoten; toll da geht was weiter. Nach 20 Minuten kommt plötzlich die Überlegung warum unsere Landmarkierung noch immer an derselben Stelle ist?

Es stellt sich heraus, dass wir zwar Fahrt aufnehmen aber gleichzeitig durch den Strom stehen, d.h. wir waren für diese Uhrzeit im falschen Strom. Nochmals die Strömungspläne durcharbeiten und siehe da, wir müssen um diese Uhrzeit doch mehr Richtung spanischer Landnähe kommen, um den richtigen Strom zu erwischen (wir sahen dort auch ein weiteres Segelboot, welches etwas nach vorne kam, jedoch auch nicht den erwarteten Speed hatte). Und dann doch- wir sind im richtigen Strom und es geht ab. Kurz vor Gibraltar frischt der Wind mit 30 kn nochmals auf und danach ist die Bucht von Gibraltar im vollen Nebel.

Angekommen in La Liniea waren wir volle Freude und Stolz. Wir hatten etwas geschafft, wovon wir und viele andere träumen, es war anstrengend, kräfteraubend, erfahrungsreich und wir sind alle glücklich diesen Meilenstein so gut gemeistert zu haben.

Spruch der Woche

Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen

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