#16 Alltag auf der Dancing Pearl

Wir bekommen immer wieder Anfragen, wie denn so der Alltag bei uns ausshieht. Hier ein kleiner Ausschnitt davon.

Auf unsrem Schiff zu wohnen unterscheidet sich natürlich sehr vom Alltag von zu Hause. Das “Einkaufen gehen” und “Wäsche waschen” wird zu einer echten Herausforderung. Größere Yachten haben den Luxus einer Waschmaschine an Bord. Die meisten haben dies aber nicht. In manchen Marinas gibt es Waschsalons. Wir selber haben eine kleine grüne Campingwaschmaschine an Bord. Das heißt in jedem Hafen, wo wir am Strom hängen, wird diese angeworfen. Aber auch die Waschsalons werden von uns genutzt.

Oder wir waschen unsere Wäsche einfach am Steg, so wie hier.

Einkauf

Der Einkauf für den täglichen Bedarf ist eine wichtige und nicht zu unterschätzende Herausforderung. Bis man den nächstgelegenen Supermarkt findet, das kann schon einmal dauern. Zur Einkaufsroutine gehört dann natürlich auch sich zu verirren und an den unbekannten Orten sehr lange für den großen Einkauf unterwegs zu sein. Ebenso dazugehört, dass man bei diesen Einkaufstouren an Cafes oder an schönen Stränden vorbeikommt. Eine kurze Pause ist uns immer willkommen. Immer dabei haben wir den Rucksack, denn die Einkäufe müssen oft kilometerweit getragen werden. Nicht zu unterschätzen sind die Temperaturen, die so um die 35 Grad aktuell sind. Das Auto selbst….. vermissen wir in keinster Weise. Auf den Heimweg schauen wir wie schwer bepackte Rucksacktouristen aus.

Ungeziefer

Wir haben viel darüber gelesen und Fahrtensegler berichten auch immer wieder davon. Kakerlaken.

Ein Thema, welches uns beschäftigt. Diese kleinen Kreaturen leben in der Regel in kleinen, nicht gut gekühlten Geschäften. Sie reisen gerne in Kartons oder auch im Gepäck der eingekauften Lebensmittel. In südlichen Ländern gibt es eine Menge Getier, welches wir in Österreich nur höchst selten zu Gesicht bekommen. Da spaziert eine Ratte quietschvergnügt die Kaimauer lang, eine Kakerlake raschelt mitten durch die Taverne oder ein Wespenschwarm möchte mitsegeln. Eine gewisse Schmerzfreiheit und Toleranz gehört also zum Segeln dazu, aber dennoch will man diese Tiere nicht an Bord haben.

Zu unserer Routine gehört es mittlerweile, jedes einzelne vom Supermarkt herbeigeschleppte Stück muss – bevor es auf die Dancing Pearl kommt – überprüft werden. Auf dem Steg zu sitzen, jede überflüssige Verpackung zu entfernen und alles ganz genau zu begutachten gehört mittlerweile auch zu unserer Einkaufsroutine. Auch Kakerlakenfallen haben wir bereits in jeder Koje ausgelegt. Diese Tiere wollen wir einfach nicht als unsere Begleiter sehen.

Instandhaltung der Dancing Pearl

Viel Zeit in Anspruch nehmen die Wartungsarbeiten von unserer Dancing Pearl. Präventive Arbeiten und kleinere Reparaturen sind ständig notwendig. Hier kann es schon einmal passieren, dass wir für die Montage des neuen Windanzeigers 2-3 Stunden benötigen. Und schwupps… fragen wir uns: Wo ist die Zeit schon wieder hin?

Kochen & Essen

Vor allem bei Überfahrten ist das Kochen eine echte Herausforderung. Hier ernähren wir uns vor allem von kleinen Snacks und Knabbergebäck. Ansonsten unterscheidet es sich nicht wirklich von zu Hause. Der Gasherd ist schnell angemacht und bei den heißen Temperaturen ist vor allem Gemüse und Obst angesagt. Mit dem Omnia- Campingbackofen lässt sich Brot backen, wenn man Lust dazu hat. Kommt selten vor …. 🙂 Natürlich gehen wir auch des Öfteren in ein gutes Restaurant und probieren die Köstlichkeiten der Region. Die popoläre Küche in Palermo zum Beispiel, die man entlang den Straßen essen kann, während wir die Stadt bestaunen, ist aus lauter Spezialitäten gemacht …

Zweisamkeit

Vor unserer Reise wurden wir immer wieder gefragt: Monatelang 24 Stunden auf engsten Raum zu zweit, wie hält man das nur aus?

Unsere Antwort nach fast 2 Monaten: Bis jetzt – sehr gut.

Die Stimmung ist gut und wir sind beide sehr dankbar diese Reise machen zu können. Wir gehen respektvoll miteinander um und natürlich ist der Alltag wie zu Hause auch. Wenn man zu Hause nicht gerne kocht – kocht man auf engsten Raum auf einem Schiff auch nicht gerne. 🙂 Sind lange Einkaufswege zu Hause eine Plage – sind sie bei 40 Grad Temperaturen nicht wirklich angehemer. Wir nehmen Vieles mit Humor und die Gelassenheit lernen wir beide von einem Tag zum anderen. Fazit nach 2 Monaten auf See: Alles bestens 🙂

Neben der Zweisamkeit, genießen wir es aber auch mit anderen Seglerinnen und Seglern uns auszutauschen. Mit Wibke und Ralf von der SY Flora tauschen wir uns bereits regelmäßig aus. ( wie schon berichtet ). Sie haben den gleichen/ähnlichen Weg wie wir und so tut es sehr gut, sich über Wetter, Buchten und neue Ziele zu unterhalten. In Palermo hatten wir einen netten Abend mit jungen Amerikanern und Kanadiern. Die Lebensgeschichten der einzelnen Menschen und die Beweggründe zu segeln faszinieren uns immer wieder auf`s Neueste.

Worte von der SY Magic Carpet, das Paar, welches mit Youtubes bereits ihr Leben und ihren Lebensstil verdienen.

Wir wollen so langsam wie möglich um die Welt segeln. Wir haben einmal ein Paar getroffen, das 22 Jahre gebraucht hat, um um die Welt zu segeln. Sie sahen alles auf dem Weg. Sie machten Umwege, freundeten sich an und hielten auf jeder Insel an. Wir lieben diese Philosophie. Wir lieben das Segeln und wollen nicht um die Welt eilen, um es hinter uns zu bringen. Wir planen auch Videos zu machen, die jeden Aspekt unserer Reise dokumentieren. Wir haben bereits damit begonnen und die Resonanz war unglaublich. Der letzte Traum ist es, Filmemachen und Segeln zu unserer Lebensweise zu machen. Unsere Videos konzentrieren sich auf Segeln, Musik, Geschichten erzählen und Gelassenheit. Wir hoffen, dass unsere Videos Sie dazu inspirieren, Ihre eigenen Träume zu verwirklichen und ein größeres Verständnis für die Vielfalt und Schönheit der Welt zu entwickeln. https://sailingmagiccarpet.com/

Oder das amerikanische Pärchen. Er arbeitete an der Wall Street in New York. Der Stress war ihm zu viel. Sie kauften sich in Griechenland ein Segelschiff, flogen im Mai nach Greece und bringen es jetzt nach New York. Sie gönnen sich dafür 1 Jahr Auszeit – und haben somit auch den gleichen Weg wie wir. Wir wünschen Maggie und Sam alles Gute.

So genießen wir einerseits die Zweisamkeit und freuen uns aber auch auf neue Bekanntschaften und Freundschaften.

Kleidung

Natürlich, viel zu viel eingepackt und mitgenommen. Wir stellten uns bei der Abreise immer wieder die Frage: Was braucht man an Kleidung für 1 Jahr? Da wir keine Ahnung hatten, packten wir alles was in unseren Kästen so an Sommer- und Winterkleidung zu finden war ein und alles kam auf`s Schiff. Was wir wirklich brauchen? Badehose, T-Shirt, kurze Hose. Bei den Überfahrten in der Nacht vielleicht lange Hose und Jacke – das war`s.

Sport

Wer uns besser kennt, weiß, dass wir uns sehr gerne sportlich betätigen. Laufen gehörte zu Hause zu unserem Alltag. Auf unserer Reise ist das jetzt ein wenig anders. Bei den heißen Temperaturen und der “Bequemlichkeit” die wir momentan genießen, gehört dies nicht mehr zu unserem Alltag. Nach 2 Monaten waren wir 2 x Laufen. Die Laufschuhe wurden ins Eck gestellt. Vielleicht kommt noch die Motivation – aber aktuell ist es kein Thema für uns. Das Segeln selbst ist für uns sportliche Betätigung genug. 🙂

Segeln – Einfach gut für die Seele

Das Segeln selbst ist körperlich fordernd, ja regelrecht zwischendurch anstrengend. Die Augen werden stark gefordert auf dem Wasser und das ständige „Ausschauen“ ist anspruchsvoll. Der Bewegungs-, und Stütz-Apparat muss komplett anders funktionieren als an Land. Es werden Muskeln angestrengt, die man sonst kaum braucht. Dazu kommen dann noch die Anforderungen an den gesamten Verdauungstrakt, wobei hier die „normale“ Seekrankheit nur das bekannteste und sicher auch deutlichste Zeichen setzt. Obwohl Vitamin C und Tabletten eingenommen werden, nimmt die Seekrankheit überhand und man ist ihr oft nicht mehr mächtig. Und als wäre das alles nicht genug, befindet sich die Seglerin/der Segler in einer permanenten nervlichen Anspannung. Ständig hört, sieht, riecht oder fühlt man etwas… Und: Das NEUE macht uns oft Angst. Das kennen wir ja auch von zu Hause. 🙂

Was macht`s so fabelhaft?

Neues erleben, die Komfortzone verlassen, Ängste überwinden, den eigenen Körper wieder zu entdecken, sich auf etwas völlig anderes als den Alltag zu fokussieren. Oder wenn einfach einmal nichts passiert. GAR NICHTS! Einfach Stille, nichts zu tun, niemand redet, wenn keiner da ist, der einen bespaßt oder den man bespaßen kann. Und die Erkenntnis, dass es Dinge gibt, die man einfach nicht beeinflussen kann… wie z.B. das Wetter! Zustände, die viele von uns aus dem „normalen Leben“ gar nicht mehr kennen!

Was macht`noch so fabelhaft?

Diese Begleiter, die uns Kraft und Energie schenken.

DELFIN VIDEO

Und genau deshalb sind wir dankbar diese Erfahrungen machen zu können.

2 Kommentare

  1. Super, lese eure Berichte laufend sehr gerne! Danke.
    Alles Gute weiterhin und immer ein handbreit…

  2. Klasse. Und ungemein treffend formuliert.

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